Die Gemeinde Roth/Schwabach verabschiedet sich nach knapp 60 Jahren von ihrem Kirchengebäude im Herzen Schwabachs.
Rund 100 bunte Blumensträuße schmückten die Kirchenräume in Schwabach.
Der Altar war in ein Blumenmeer gehüllt. Ein Zeichen, dass an diesem 23. April ein besonderer Gottesdienst gefeiert wurde.
Es war der letzte Gottesdienst in der geweihten Kirche in Schwabach, den Bezirksvorsteher Ralf W. Münster an diesem Sonntag hielt. Bereits äußerlich konnte man erkennen, dass der Tag einen außergewöhnlichen Schwerpunkt hatte. Die Treppenstufen hoch zum Kirchenlokal waren mit Blumen geschmückt und wiesen den Weg. Sowohl auf den Stufen vor dem Altar, wie auch auf dem Altar selbst - Blumen über Blumen.
Die Glaubensbrüder und -Schwestern der Gemeinde Roth/Schwabach, sowie ehemalige Mitglieder der Gemeinde versammelten sich an diesem Sonntag frühzeitig im Kirchenlokal. Alle wollten den letzten Sonntag in ihrer Kirche noch einmal ganz bewusst wahrnehmen und genießen.
Bereits vor dem Gottesdienst stimmte ein bunter Strauß an musikalischen Darbietungen die Anwesenden auf die Predigt ein. Instrumentalensemble, Chor, Solistinnen und ein Quartett junger Glaubensschwestern, wechselten sich ab mit Orgel und Klavier. Alle Dirigentinnen und Dirigenten betraten noch einmal das Dirigentenpult in dieser Kirche und leiteten die musikalischen Darbietungen.
Als Grundlage für seine Predigt diente dem Bezirksvorsteher das Bibelwort aus Timotheus 1, Vers 15:
„Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.“
Bezirksälteste Ralf W. Münster ging zu Beginn auf das Chorlied ein „Jesus erfülle mein Herze mit Freude“. Der Wunsch steht am Anfang des Liedes und es endet mit den Worten „kehr neu bei mir ein“. Auch wenn dieser Gottesdienst in einer besonderen Atmosphäre stattfand, so wird eines bleiben, Jesus wird das Herz mit Freude erfüllen und immer neu einkehren. Ob es beim letzten Gottesdienst in dieser Kirche in Schwabach ist, oder beim Weihe-Gottesdienst in der neuen Kirche in Roth und allen folgenden in der Zukunft. Die Voraussetzung, dass jeder Einzelne sich von Jesus erfüllen lassen kann, hängt von der persönlichen Einstellung ab und der Bereitschaft offen dafür zu sein, sich darauf einzulassen.
So, wie Gott in vielen hunderten von Gottesdiensten im alten Kirchengebäude bei der Gemeinde eingekehrt ist, so wird er auch in Zukunft in der neuen Kirche Einkehr halten bei den Gläubigen. Der Bezirksälteste erinnerte an die vielen Amtsträger die in den sechs Jahrzehnten an diesem Altar in Schwabach gedient haben. Immer ist Jesus bei jedem einzelnen durch sie eingekehrt und das wird auch in Zukunft so bleiben. Gottes Wort hängt nicht an einem Gebäude, sondern daran, ob wir uns auf ihn einlassen.
Mittendrin, statt nur dabei. Unsere Zugehörigkeit zeigt sich in vielfältiger Weise, in der Mitarbeit in der Gemeinde, wie wir miteinander umgehen. Das zeigte sich bisher in der musikalischen Arbeit, Pflege des Kirchengebäudes, am Blumenschmuck und Vieles mehr. Die Gemeindemitglieder sind mittendrin in der Gemeinschaft, im Glauben, in der Gemeinde. Durch die Mitwirkung zeigen sie Begeisterung, das war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten so, das wird in Zukunft so sein, am neuen Ort, im neuen Kirchengebäude. Der Bezirksälteste sprach am Ende seiner Predigt den Wunsch aus, dass der Glaube alle zu freudigen Christen bilden soll, was nach außen sichtbar und spürbar wird.
Zur weiteren Wortverkündigung rief Bezirksälteste Ralf W. Münster den stellvertretenden Gemeindevorsteher, Priester Gerald Kopp und den Gemeindevorsteher Bezirksevangelist Jürgen Braun.
Priester Gerald Kopp wies darauf hin, dass die Kirche morgen noch genauso aussehen wird, wie heute. Es ist ein Gebäude und auch innen wird sich noch nichts verändert haben und doch ist etwas passiert. Aus einer geweihten Kirche ist ein gewöhnliches Gebäude geworden - die Veränderung vom Heiligen zum Gewöhnlichen. Doch es bezieht sich nur auf das Kirchengebäude, die Herzen der Gemeinde bleiben nach wie vor geweiht. So verabschiedet sich die Gemeinde zwar mit einem tränenden Auge, doch sie freut sich auf die neue geweihte Kirche.
Bezirksevangelist Jürgen Braun erinnerte an die vielen individuellen Erlebnisse und Begegnungen in dieser Gemeinde, in dieser Kirche in den vergangenen Jahren. Die Erinnerung daran löst sicher Wehmut und ein wenig Trauer aus. Es ist, wie bei einem Umzug, man hat eine Heimat, in der man sich wohl fühlt und zuhause ist. Nach dem Umzug dauert es vielleicht etwas, doch irgendwann stellt man fest, man ist wieder zuhause, hat eine neue Heimat gefunden. So soll es mit dem Umzug der Gemeinde in das neue Kirchengebäude auch sein.
Die Gemeinde feierte ein letztes Mal Heiliges Abendmahl in dieser Kirche. Vor dem Gebet las der Vorsteher der Gemeinde die Chronik vor und beleuchtete damit noch einmal die Entwicklung der Kirche in Schwabach. Bezirksälteste Ralf W. Münster dankte an dieser Stelle der Gemeinde für all die Arbeit und Opferbereitschaft, die in der Vergangenheit geleistet wurde.
Im anschließenden Schlussgebet entwidmete der Bezirksvorsteher die Kirche.
Nach dem Gottesdienst bedankte sich der Vorsteher der Gemeinde Roth/Schwabach für das Engagement und den Einsatz der Gemeindemitglieder in der Vergangenheit und für die Zukunft an neuer Versammlungsstätte.
Zum Abschluss formulierten Chor und Orchester den Wunsch „…und bis wir uns wieder sehn, halte Gott Dich fest in seiner Hand!“
Den Blumenschmuck, den das Team der Blumengruppe aus vielen bunten Sträußen gestaltet hat, durften die anwesenden Gottesdienstteilnehmer mitnehmen. Er sollte sie noch eine Weile an diesen Gottesdienst erinnern. Eine Vase mit Sträußen war für die bereits verstorbenen Gemeindemitglieder bestimmt. Sie wurden am Friedhof auf deren Gräber verteilt.
Die Gemeinde traf sich am Ende zu einem Umtrunk und Austausch im kleinen Saal um sich noch einmal in der Gemeinschaft vom Gebäude zu verabschieden. Bis das Gebäude endgültig geräumt wird, wird es noch einige Zeit dauern. Doch hie und da konnte man schon Spuren des Umzuges erkennen.
Am Sonntag, 30. April wird Bezirksapostel Michael Ehrich die neue Kirche in Roth weihen. Der Gottesdienst wird im gesamten Bezirk Nürnberg übertragen. Der öffentliche Festakt mit geladenen Gästen findet am 12. Mai ab 18.00 Uhr statt.
Bericht: Heike Stiegler
Fotos: Annegret Hatzig